Coworking Space mit Teststudio – „Nutzerbrille aufsetzen“ leicht gemacht!

Sie haben viele Gemeinsamkeiten: Coworking Spaces und Teststudios. Vielleicht nicht auf den ersten, ganz sicher aber auf den zweiten Blick.

Teststudios und Coworking Spaces bieten unterschiedlich große Räume für Gruppensitzungen und Workshops. Es gibt mehrere Plätze für (Still-)Arbeit, persönliche Gespräche und Besprechungen.
Technisch sind die Räumlichkeiten von Teststudios und Coworking Spaces hervorragend ausgestattet: Sie bieten eine schnelle und stabile Anbindungen ans Netz, die meisten Räume, insbesondere Besprechungsräume, verfügen über Monitore und moderne Audio-, Video- und Präsentationstechnik. Ebenso vorhanden: Drucker, Pinnwände, Flip-Charts, Whiteboards, Moderationskoffer und Prototyping-Boxen.
Guter Kaffee, gemütliche Sitzgelegenheiten und stets hervorragender Service, geboten von freundlichen und hilfsbereiten (Community-/Studio-)Manager:innen, sind konstitutive Merkmale sowohl von gut geführten Coworking Spaces als auch Teststudios.

Und das ist noch nicht alles in Sachen Gemeinsamkeiten: Sowohl Teststudios als auch Coworking Spaces befinden sich in größerer Städte zumeist in bester Innenstadtlage.

Viele Gemeinsamkeiten – und die Unterschiede bieten viele Synergien!

Ähnliche Räumlichkeiten, vergleichbare Services und identische Lagen. Das sind die wesentlichen Gemeinsamkeiten von Coworking Spaces und Teststudios.

Gibt’s auch Unterschiede? Ja klar, die gibt es. Und es sind gerade die Unterschiede, welche eine Verzahnung beider Geschäftsmodelle so attraktiv machen.

Der zentrale Unterschied besteht in den (Kern-)Zielgruppen: Teststudios adressieren ihre Leistungen an umsatzstarke Unternehmen mit eigener Marktforschungsabteilung und umfangreichen Forschungsbudgets, deren Kund:innen, Forschungsinstitute und forschende Agenturen. Typische Kund:innen von Coworking Spaces in größeren Städten sind (Solo-)Selbstständige, junge Unternehmer:innen und Freiberufler:innen.

Im Vergleich zu „nur Teststudio“ oder „nur Coworking Space“ ist der (Zielgruppen-)Markt bei einer Kombination beider Geschäftsmodelle somit deutlich größer. Die Summe potentieller Kund:innen höher. Zudem können die Flächen und Räume je nach Nachfrage und Bedarf an mehrere Zielgruppen vergeben werden.

Da die (Kern-)Zielgruppen die Flächen in der Regel zu unterschiedlichen (Kern-)Zeiten nutzen wollen, ist die Kombination aus Coworking Space und Teststudio besonders attraktiv: Von 9-17 Uhr bieten dieselben Flächen Coworker:innen einen Platz zum Arbeiten, Netzwerken und Besprechen. Zum Feierabend hin – dann wenn auch Berufstätige Zeit und Gelegenheit haben, um an Studien teilzunehmen – werden die Räume für Tiefeninterviews, Produkt-, Usability/User Experience-Tests und Fokusgruppen genutzt.

Damit ist eine gewinnbringende Flächennutzung und -auslast im Geschäftsmodell „Coworking Space mit Teststudio“ auch in Innenstadtlage gut machbar, auf jeden Fall deutlich einfacher im Vergleich zu „nur Teststudio“ oder „nur Coworking Space“.

Coworking Space mit Teststudio – ist das wirklich sinnvoll?

Das Büro als sozialen Raum denken! – seit März 2020 zeichnet sich diese Entwicklung immer deutlicher ab. Lagerfeuertage, Kneipentage, Weiterbildungstage, Design- und Kreativworkshops, Boxenstopps, Teamreflexionen, Personalgespräche – all das sind Anlässe, um als Team zusammenzukommen, an einem Ort zusammenzukommen. Es sind Anlässe, die vom „Zusammensein“ leben, die das Zusammenkommen brauchen, um mit Erfolg durchgeführt zu werden.

Das bedeutet einen Wandel in der Gestaltung von Orten, an denen sich Teams treffen. Typischerweise sind das Büros, (Tagungs-)Hotels und Coworking Spaces. Wir werden dort einen stetig steigenden Bedarf an Besprechungs-/Team- und Workshop-Räumen sehen – und mittelfristige entsprechende Räumlichkeiten (bzw. Anpassungen der Räumlichkeiten) bekommen.

Beispiel: Shop Apotheke Europe N.V.  – Statt 8 (im Jahr 2019/2020) hat die Shop Apotheke in ihrer Firmenzentrale in Venlo (Niederlande) heute (2021/2022) 45 (!) Meeting-Räume – geplant und ausgestattet unter der Zielsetzung einer flexiblen und multifunktionalen Nutzung (Wie Unternehmen Büros für hybrides Arbeiten einrichten).

„Ein entscheidender Fortschritt war (…), Meeting-Räume mit beweglichen Stühlen, Hochtischen und mit in die Tische integrierten Monitoren auszustatten. Ein scheinbar kleines Ausstattungsdetail wie Rollen unter allen Stühlen und Tischen flexibilisiere die Meeting-Räume selbst. (Claudia Manthey, Senior Operations Project Manager bei Shopapotheke).

Es sind diese Entwicklungen und Möglichkeiten in der Raum- und Einrichtungsgestaltung, die die Kombination aus Coworking und Teststudio, die das Geschäftsmodell Coworking Space mit Teststudio an Attraktivität gewinnen lassen.

Die steigende Nachfrage nach Besprechungs- und Teamräumen wird dazu führen, dass die beiden Flächennutzungskonzepte – Coworking Space & Teststudio – immer besser zueinander passen: Die Anforderungen beider Geschäftsmodelle hinsichtlich der benötigten Räume und deren Gestaltung werden ähnlicher, die kombinierte Nutzung attraktiver und die Auslastung der Flächen in der Kombination beider Leistungen immer höher.

Was kann in einem Coworking Space in Innenstadtlage getestet werden?

Alles (!) – okay, gern etwas konkret: All jenes, das heute bereits in klassischen Teststudios „unter die Lupe“ genommen wird. Und das ist vielfältig, reicht von Haushaltsgeräten, über Websites  bis hin zu Lebensmitteln.

In Kombination mit dem Betrieb eines Coworking Spaces bietet es sich natürlich an jene Dinge zu untersuchen und zu testen, die Bezüge zur Arbeit der Coworker:innen, zu deren Professionen und Tätigkeitsfeldern haben. Auch das kann und wird vielfältig sein: Digitale Produkte & Services, Vortrags- und Workshop-Konzepte („Kommt mein Thema an? Was kann ich bei der Moderation verbessern?“), in Kleinserien handwerklich hergestellte Produkte und vieles, vieles mehr.

Und schließlich, ja vielleicht sogar insbesondere, ist es naheliegend, dass in einem Coworking Space jene Dinge „mit der Brille der Nutzer:innen“ getestet werden, die unmittelbare Bezüge zu Coworking, Coworking Spaces und deren Kund:innen haben. Auch in diesem Bereich sind zahlreiche Testgegenstände denkbar:

  • (alle Arten von) Büromöbel und Einrichtungskonzepte für unterschiedliche Aktivitätsräume:
    • Besprechungsräume
    • Workshop- & Prototyping-Räume
    • offene Barküchen mit Treffpunkt
    • Podien
    • Nischenkonzepte für Still-/Fokusarbeit
    • Telefon-/Videokonferenz-Räume und Boxen

  • Technische Ausstattungsgegenstände für Wissens- und Kreativarbeiter:innen
    • Smartphones, Tablets und Rechner
    • Monitore und Präsentationstechnik
    • Mikrofone, Kameras und Lautsprecher
    • Headsets
    • Leuchten
    • Drucker & Router
    • Kabel und Adapter
  • Büro- und Moderationsmaterial
    • Whiteboards und Flipcharts
    • Prototyping-Boxen
    • Moderationskarten und Stifte
    • Notizbücher
  • Küchengeräte, wie beispielsweise
    • Kaffeeautomaten
    • Kühlautomaten für Snacks & Getränke
    • Geschirrspüler
    • Geräte zum Erwärmen von Speisen
  • Tools, wie beispielsweise
    • Buchungs- und Verwaltungssoftware
    • Videokonferenzsysteme
    • Schließ- und Zutrittskontrollsysteme
    • Online-Whiteboards
    • Prototyping-Tools und Grafig-Design Software
    • Projektmanagement-Tools 
  • und einiges mehr!

Warum ist ein Coworking Space ein guter Ort für Tests?

Neben den potentiellen, vielfältigen Test- und Untersuchungsgegenständen sind es vor allem die Coworker:innen selbst, deren Motivation zur Zusammenarbeit und Gemeinschaft, welche einen Coworking Space zu einem ganz wundervollen Ort für konstruktive (Be-)Wertungen machen.

Beispiel: Design-Kritik bei XING/NEW WORK SE

Jan Kiekeben beschreibt diesen Ansatz auf produktbezogen.de:
Bei XING pflegen wir in der Design Community ein wöchentliches Design-Kritik Format. In einem 30 Minuten Meeting stellt ein Designer ein Thema vor und eine Gruppe von Kritikern hilft, das Design zu analysieren und Feedback zu geben.

  • Wir starten mit einem kurzen Briefing, dass die Nutzer- und Business Ziele, als auch den speziellen Fokus des Feedbacks beschreibt.
  • Daraufhin führt der Designer durch die Layouts und setzt den Fokus auf Bereiche, die bei der Diskussion analysiert werden sollen (…).
  • In die Analyse starten wir daraufhin zunächst mit klärenden Fragen, um sicherzustellen, dass nicht falsche Annahmen der Kritiker die Diskussion trüben.
  • Die weitere Analyse des Designs auf Stärken und Schwächen steht dann im Zentrum des Meetings.
  • (…)
  • Der Abschluss einer Designkritik obliegt dem Designer mit einer kurzen jedoch sehr persönlichen Zusammenfassung des Feedbacks.

Wie viel wertvoller kann eine solche Design-Kritik werden, wenn sie nicht (nur) mit Kolleg:innen, stattdessen auch mit Coworker:innen durchgeführt wird. Menschen, die zur Zielgruppe gehören, die nicht „im Betrieb tätig“ sind (Stichwort: Betriebsblindheit) und die einen frischen Blick von außen bieten können und wollen.

Coworking Space mit Teststudio – okay, gute Idee, aber: Kommt da noch was?

Das Geschäftsmodell „Coworking Space mit Teststudio“ ist eines mit rosiger Zukunft. Ich hoffe Sie teilen bis hierher meine Meinung und meine Begründungen. Falls nicht, dann möchte ich gerne noch zwei (Pro-)Argumente bieten.

Erstens: Es gibt erst wenige Coworking Spaces, die auch als Teststudio genutzt werden. Eine Ausnahme stellt das Zammwerk mitten im Zentrum von Chemnitz dar. Das FOG-Institut für Markt- und Sozialforschung nutzt dessen Fläche für Studien.
Die Claims ins Sachen Coworking Space mit Teststudio sind demzufolge also noch nicht abgesteckt, die „first-mover“ Vorteile noch zu vergeben.

Zweitens: Wie toll wäre es eigentlich, wenn ein Coworking Space mit Teststudio auf seiner Fläche zusätzlich einen Pop-Up Store  bietet? In diesem Fall können die Produkte und Services nicht nur getestet werden. Sie können zusätzlich ihre Marktfähigkeit erproben, sie können einem unmittelbaren Markttest unterzogen werden, in dem sie im Pop-Up Store zum Verkauf angeboten werden. Nun wird es möglich im Coworking Space neue Produkte & Services zu konzipieren, zu testen und zu verkaufen. Man misst nicht nur Kaufabsichten, nein: In einem Coworking Space mit Teststudio und Pop-Up Store können Kaufverhalten und Zahlungsbereitschaften valide gemessen werden!

Mehr geht nicht, finde ich. Und daher freue ich mich auch sehr über jede/-n Space-Betreiberin, die/den ich mit meinem Impulsbeitrag zum Thema „Coworking Space mit Teststudio“ auf neue Gedanken bringen konnte.

Foto Thorsten Wilhelm

Thorsten Wilhelm

Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie einen Partner im Geiste und kollegiale Beratung suchen.

Ich freue mich über die Gelegenheit gemeinsam mit Ihnen Coworking Spaces mit Teststudio und Pop-Up Store zu gestalten, erfolgreich zu betreiben und/oder weiterzuentwickeln.

 

 

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