Schlagwort: Ästhetik

Ach wie gut, dass viele denken: Prüfkriterien für Ästhetik können wir uns schenken!

Es ist unwahrscheinlich, dass eine KI jedes Objekt so gestalten könnte, dass es von jeder Person in jeder Situation als schön wahrgenommen wird. Die Wahrnehmung von Schönheit ist ein sehr subjektives Empfinden und hängt von vielen Faktoren ab, wie kulturellem Hintergrund, persönlichem Geschmack und emotionaler Verfassung.
Eine KI kann zwar darauf trainiert werden, bestimmte Muster und Merkmale zu erkennen, die von vielen Menschen als schön empfunden werden, aber es gibt keine Garantie dafür, dass dies auf jede Person und Situation zutrifft. Zudem ist die Schönheit oft eng mit dem Kontext verbunden, in dem ein Objekt wahrgenommen wird, und kann sich im Laufe der Zeit ändern.
Insgesamt ist es also unwahrscheinlich, dass eine KI in der Lage ist, Objekte zu gestalten, die von jeder Person in jeder Situation als schön empfunden werden.“ (OpenAI’s ChatGPT Sprachmodell, Antwort auf eine Frage von mir am 03.04.2023).

Gut so, denken Sie vielleicht. Ästhetische Gestaltung ist ohne gut ausgebildete und erfahrene visuelle Designer:innen unmöglich.
Stimmt!

Objektive Prüfkriterien für Ästhetik können wir uns schenken!

Das subjektiv empfundene Wohlgefallen beim Betrachten eines Objektes ist komplex. Unmöglich zu 100% beschreibbar oder gar mit einer guten Theorie der Ästhetik erklärbar.

Wahrgenommen Ästhetik ist das Ergebnis von komplexen, affektiven und kognitiven Prozessen, ausgelöst durch das Zusammenspiel zwischen den Eigenschaften eines Objekts mit vielfältigen Gestaltungsmerkmalen, der Person die das Objekt betrachtet, ihren Merkmalen, Eigenschaften, vergangenen Erlebnissen, Erfahrungen, ihrer Sozialisation und ihrem physikalischen Umfeld, sowie der Interaktion der Person mit dem Objekt.

Hacken dran. Lassen wir also alles wie bisher!

Bitte nicht. Einmal abgesehen davon, dass „Alles (weiter) wie bisher!“ grundsätzlich kein guter Rat ist. Und im Kontext der zu erwartenden Entwicklung in Sachen künstlicher Intelligenz schon gar nicht.

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Visuelle Designer sind Künstler und Handwerker

Gleich vorab: Sie werden in diesem Beitrag nichts Neues erfahren über die Profession der UX Designer (w/m/d). Zur wichtigen Rolle von UX Designern finden Sie auf nutzerbrille.de zahlreiche Gedanken und Beiträge.

Mir ist es ein Anliegen in diesem Beitrag visuellen Designern/-innen die Bedeutung zu geben, die sie meiner Meinung nach verdient haben. Warum ist mir das wichtig? Weil ich immer wieder erkennen muss, dass visuelles Design nicht die Wertschätzung bekommt, die es verdient hat. Es ist ein Kunsthandwerk – keineswegs zweckfrei und äußerst wertvoll für die Gestaltung erfolgreicher Produkte.

Visuelles Design ist ein Kunsthandwerk! 

Im Kontext der zurecht steigenden Bedeutung von Design Thinking Ansätzen, Design Sprints und der zunehmenden Klarheit über die Bedeutung der Bezeichnung „UX Design“ hat sich das grundlegende Verständnis für den Begriff Design verändert.

Design wird nicht (nur) verstanden als die Äußerlichkeit von Dingen. Design kennzeichnet den Gestaltungsprozess, im Sinne eines Gestaltungsprozesses für User Experience: Beginnend mit dem Erkennen von Bedarfen & Anforderungen, dem Konzipieren & Umsetzen von Prototypen und dem Testen & Optimieren jener mit Nutzern/-innen.

Damit einher ging die Abnahme der Relevanz von Ästhetik, also dem Visuellen, dem visuellen Design. Dazu beigetragen hat sicherlich auch die Tatsache, dass visuelles Design oft als Geschmackssache angesehen (man könnte auch wertend sagen „abgetan“) wird. Beides ist nachteilig – sowohl der Rückgang der Bedeutsamkeit von Ästhetik als auch die Gleichsetzung von Design mit Kunst bzw. mit einer Frage nach dem (guten) Geschmack. Visuelles Design ist auch Kunst, keine Frage. Aber Design ist nicht nur Kunst. Während Kunst frei von praktischen Zwecken ist, wollen visuelle Designer/-innen Gegenstände gestalten, die Menschen brauchen, gerne nutzen und zielführend einsetzen können.

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