Change Experience: Warum wir Veränderung neu denken müssen – Ein Gespräch mit Stefani Rohrbeck über menschzentrierten Wandel!

Veränderung begleitet mich seit vielen Jahren: Als Gestalter, Unternehmer und Berater, der Organisationen auf ihrem Weg in neue Strukturen und Prozesse, hin zu neuen Erfahrungen und Kompetenzen und neuen Geschäftsmodellen und Märkten begleitet. Nicht jedes Projekt war erfolgreich, nicht jedes hatte eine positive „Change Experience“.

Stets gut vorbereitet, und strukturiert geplante Veränderungsprozesse gerieten ab und an ins Stocken, insbesondere dann, wenn die Gefühle und Anforderungen der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu wenig berücksichtigt wurden.

Wie fühlt sich Veränderung an?

Dieser Frage sollten wir mehr Beachtung schenken. Stefani Rohrbeck tut das und hat mir im Interview neue Perspektiven auf das Thema Change-Management geboten. Wir kommen beide aus der Welt der Marken, digitalen Produkte und Nutzererlebnisse, und teilen die Erfahrung, dass Transformation erst dann gelingt, wenn sie menschlich stimmig wird.

Portraitfoto von Stefani Rohrbeck - Workshopsetting

Stefani Rohrbeck

Stefani verbindet in ihrem Ansatz Markenführung, Experience Design und klassische Change-Methoden zu etwas, das sie „Change Experience“ nennt. Und genau dieser Begriff hat bei mir einen Nerv getroffen.

Stefani bringt ihre Marken- und UX-Erfahrung mit fundiertem Wissen aus Psychologie, Coaching und Change-Management zusammen. Sie berät Unternehmen, wie Veränderung zu gestalten ist wird bzw. gestaltet werden sollte – und sie spricht und denkt darüber nach, wie Veränderung sich anfühlen sollte.

Change Experience: Wenn Veränderungen sich stimmig anfühlen!

Für Stefani sind Emotionen kein Nebenschauplatz, sondern die nötigen Treiber, die Wandel tragen oder eben blockieren. Und das gilt insbesondere dann, wenn in Unternehmen mehrere Transformationen gleichzeitig laufen: Digitalisierung, KI, New Work, Nachhaltigkeit.

Für Entscheiderinnen und Entscheider, die Veränderungsprojekte begleitet haben – manchmal erfolgreich, stets herausfordernd – bietet ihr Ansatz eine neue Sichtweise:

  • Weg vom Durchsteuern, hin zum Gestalten.
  • Weg vom Abarbeiten, hin zum Erleben, zu Resonanz und Selbstwirksamkeit.
  • Weg von „Wir müssen das schaffen!“, hin zu „Wir wollen das gestalten!“.

Change Experience: Warum wir Veränderung neu denken müssen!

Mein Interview mit Stefani ist nicht nur ein Gespräch über Methoden. Es ist eine Einladung, Veränderung anders zu denken: menschzentrierter, klarer, emotional intelligenter und damit wirkungsvoller.

Ich wünsche viel Freude beim Lesen.

Liebe Stefani, du sprichst von „Change Experience“ als bewusstem Erleben von Veränderung. Was unterscheidet diesen Ansatz für dich vom klassischen Change Management?

Stefani: Für mich bedeutet Change Experience, Veränderung nicht nur zu managen, sondern sie fühlbar und sinnhaft erlebbar zu machen. Klassisches Change-Management konzentriert sich häufig auf Strukturen, Pläne, Prozesse und Kommunikation im Sinne eines „Durchsteuerns“. Das ist wichtig, greift aus meiner Erfahrung aber zu kurz.

Change Experience setzt stattdessen beim Erleben der Menschen an.

„Veränderung gelingt nur dann nachhaltig, wenn Menschen verstehen, warum sie stattfinden soll, und wenn sie sich emotional abgeholt fühlen.“

Es geht also nicht um das Abarbeiten einer Roadmap, sondern um das bewusste Gestalten von Momenten, die Orientierung geben, Vertrauen schaffen und Engagement ermöglichen.

Warum Change-Management ohne Experience Design und Markenidentität unvollständig bleibt!

In deinem Modell verbindest du Experience Design, Marke und Change-Management-Methoden. Wie helfen dir diese drei Perspektiven dabei Veränderung menschengerecht zu gestalten?

Stefani: Die drei Bereiche ergänzen sich gegenseitig.

  • Marke schafft Sinn und Identität. Sie beantwortet die Frage, wofür ein Unternehmen steht, und bietet einen emotionalen Fixpunkt in Zeiten des Wandels.
  • Experience Design fokussiert auf den Menschen und sein Erleben. Es hilft, Veränderung so zu gestalten, dass sie intuitiv, verständlich und sinnvoll wahrgenommen wird.
  • Change-Methoden liefern die notwendige Struktur. Sie machen Veränderung planbar, sicher und transparent. Wenn diese drei Ebenen verbunden sind, entsteht eine ganzheitliche, stimmige Perspektive.

Fakten bringen uns ins Nachdenken, Gefühle bringen uns ins Handeln!

Emotionen, Sinn und Orientierung spielen in deinem Ansatz eine große Rolle. Wie arbeitest du mit diesen Dimensionen, wenn du Veränderungsprozesse begleitest?

Stefani: Ich gehe davon aus, dass Menschen Veränderung nicht rational, sondern vor allem emotional bewerten. Deshalb arbeite ich sehr bewusst damit. Ich mache Emotionen im ersten Schritt erstmal sichtbar. Das geht über Workshops, Gespräche oder Formate, die Raum für Austausch, Unsicherheiten und auch Freude bieten. Gefühle sind kein Störfaktor, sondern ein Wegweiser und das dürfen die Menschen direkt merken.

Ich helfe Organisationen auch dabei, das Warum hinter der Veränderung klar auszudrücken. Wenn Menschen Sinn erkennen, entsteht innere Motivation.

Ich entwickle Bilder, Metaphern und Change-Stories, die die Komplexität aus Veränderungsvorhaben nehmen und Halt geben. Orientierung schafft Sicherheit und ermöglicht, dass Menschen in Bewegung kommen und den Change dann auch aktiv mitgestalten.

Wandel berührt Werte, Verhalten und Kultur. Welche Rolle spielen Emotionen und psychologische Sicherheit in deinen Change-Projekten und wie adressierst du diese?

Stefani: Psychologische Sicherheit ist für mich die Grundlage jeder erfolgreichen Veränderung. Wenn Menschen Angst haben, Fehler zu machen oder sich zu äußern, entsteht erstmal Widerstand. Und zwar nicht aus Bockigkeit, sondern als Selbstschutz. Deshalb arbeite ich bewusst mit Formaten, die Vertrauen schaffen. Das fängt an mit wertschätzenden Gesprächen und setzt sich fort im gemeinsamen Erarbeiten von Werten oder Prinzipien.

Ich thematisiere offen, welche Gefühle die jeweilige Veränderung auslöst. Ganz bewusst auch die unangenehmen wie z.B. Wut, Angst oder Trauer.

Gleichzeitig entwickle ich mit Teams Geschichten oder Rituale, die Mut machen und Verbindung stiften. Denn nur in einer Umgebung, in der Emotionen willkommen sind, können Menschen ihr Verhalten wirklich ändern und Kulturwandel kann entstehen.

Change braucht Struktur!

Wenn du ein Unternehmen durch ein Veränderungsprojekt führst: Wie gehst du konkret vor, um eine positive Change Experience zu schaffen?

Stefani: Ich gehe dabei ziemlich strukturiert vor. Das merkt man aber erstmal gar nicht so sehr, glaube ich. Empathisch und offen auf die Menschen in den Unternehmen zuzugehen, ist die Grundvoraussetzung, mit der alles anfängt.

Ich tauche quasi erstmal in die Organisation ein, höre zu und beginne dann, das Gehörte zu analysieren. Dabei geht es um das gelebte Markenbild mit seinen spezifischen Werten, um das Miteinander ganz allgemein und auch um Schmerzpunkte, die die Leute gerade ganz besonders beschäftigen.

Im nächsten Schritt entwickeln wir dann gemeinsam eine klare, glaubwürdige Geschichte, die die Veränderung verständlich und nachfühlbar darstellt. Es kann z.B. helfen, die Veränderung wie eine Reise zu gestalten mit allen Touchpoints und zugehöriger, zum jeweiligen Kanal passender Kommunikation. Wichtig dabei ist, die Menschen, die von der Veränderung betroffen sind, zu beteiligen. Veränderung funktioniert nicht top-down. Ich baue also Formate, in denen Mitarbeitende Ideen einbringen, Entscheidungen verstehen und Teil der Lösung werden.

Meine Arbeit ist damit noch nicht zu Ende. Ich bleibe an der Seite des Unternehmens, beobachte, justiere nach und stärke ganz besonders auch die Führungskräfte bei ihrer Aufgabe, die Teams zu motivieren und einzubinden. So entsteht dann Change Experience, die nicht als Belastung wahrgenommen wird, sondern als Chance, gemeinsam etwas Besseres zu gestalten.

Von Roadmaps zu Resonanz: Wie Change Experience Veränderungsprozesse menschlicher macht!

Wo beobachtest du in Organisationen die größten Stolpersteine im Change – und wie hilfst du, diese zu überwinden?

Stefani: Problematisch wird es, wenn Veränderung zwar geplant, aber nicht menschenzentriert umgesetzt wird.

Viele Organisationen gehen immer noch davon aus, dass Menschen Veränderung rational nachvollziehen, und glauben, dann läuft alles glatt durch. Sie unterschätzen völlig, wie stark Emotionen, kulturelle Muster und unbewusste Widerstände wirken. Das endet dann eher in einem „Durchwurschteln“, als dass es sich sicher und geleitet anfühlt.

Besonders typisch sind diese drei Blockaden:

  1. Veränderungsprogramme werden häufig mit unzähligen Projekten, Meetings und Formaten überfrachtet – und zwar zusätzlich zum bestehenden Arbeitsalltag. Menschen verlieren dann sehr schnell den Überblick und reagieren mit Überforderung.
  2. Es gibt hohe Erwartungen, aber wenig sicheren Rahmen, um Fragen zu stellen, Bedenken zu äußern oder sich auszutauschen. Das führt ganz schnell zur Orientierungslosigkeit und Unsicherheit.
  3. Viele Initiativen scheitern daran, dass Menschen nur umsetzen sollen, aber nicht aktiv beteiligt werden. Dadurch bleiben sie dann leicht in einer Art Opferrolle. Sie halten das irgendwie durch, identifizieren sich aber nicht mehr mit dem Unternehmen oder dem Vorhaben.

Erfolgreiche Veränderung braucht also Zeit, emotionale Kompetenz und Beteiligungsformate. Weil das in unserem durchgetakteten Alltag nicht einfach einzubauen ist, komme ich von außen in die Unternehmen, um sowohl den gesamten Change-Prozess zu begleiten als auch punktuell mit entsprechenden Maßnahmen zu unterstützen. Veränderung an sich ist unkontrollierbar, weil Menschen individuell und auch abhängig von der Unternehmenskultur völlig verschieden reagieren. Darauf darf man sich erstmal einlassen.

Change bedeutet „Mitmachen“!

Welche Grundsätze empfiehlst du Unternehmen, die Veränderung nicht nur durchführen, sondern für die Menschen wirklich erlebbar und stimmig gestalten wollen?

Stefani: Menschenzentrierung als Haltung, nicht bloß als Methode verstanden, ist für mich die Basis nicht nur für Veränderung, sondern für jegliches gelingendes Miteinander.

„Change beginnt damit, Menschen wirklich auch als Menschen wahrzunehmen mit all ihren Bedürfnissen, Ängsten und ihrer jeweiligen Motivation.“

Erst wenn sich jemand gesehen fühlt, wird er oder sie in Bewegung kommen und die Veränderung unterstützen.

Ein weiterer Grundsatz ist der Fokus auf gute Change Experience, denn sie reduziert Komplexität. Durch klare Stories, sinnvolle Prioritäten, verständlich klare Kommunikation und einfache Guidelines wird Orientierung geschaffen und  Vertrauen kann wachsen. Für Veränderung gibt es keinen Masterplan, der einmal aufgesetzt und dann abgearbeitet wird. Sie entsteht im Tun. Kleine Experimente, Prototypen, Beta-Phasen und Feedback-Loops machen Wandel greifbar und nehmen die Angst vor Fehlern. Experimentieren bedeutet erwiesenermaßen, dass Menschen schneller lernen.

Ich empfehle auch immer, die Marke zu nutzen, wenn sie gut positioniert und ausgearbeitet ist. Marke verstehe ich als Unternehmensidentität und als Versprechen. Sie gibt Orientierung und Sicherheit in jeglichem Wandel. Wenn Veränderung auf die Markenwerte einzahlt, wirkt sie stimmig und glaubwürdig.

Change-Experience: Nichts ist konstanter als der Wandel!

Es gibt nur wenige, die ebenfalls von Change Experience sprechen. Mir kommt für den deutschen Beratermarkt nur in den Sinn: Dr. Katharina Luh von EY. Kennst du sie? Wie unterscheiden sich eure Vorgehensweisen?

Stefani: Change Experience als Ansatz ist nicht völlig neu und der Begriff wird hier und da auch von anderen verwendet. Allerdings definiert das jede:r für sich selbst, was sich dahinter verbirgt.

Ich habe gelesen, dass größere Beratungshäuser damit v.a. daten- und technologiegestützte Analysen und Darstellungsformen sowie personalisierte Lernmethoden verstehen. Grundlage sind dafür teils sehr umfangreiche Studien.

Soweit ich informiert bin, hat sich bisher niemand explizit so sehr auf die menschlichen Aspekte im Change fokussiert, wie ich es tue. Mir geht es in meinem Ansatz um ein Stimmigkeitsgefühl zwischen Denken, Fühlen und Handeln bei den vom Change betroffenen Menschen. Erfolgreicher Change bedeutet für mich immer die Kombination aus menschlichem und wirtschaftlichem Erfolg.

Und auch Marke als die ultimative Werte- und Sinnstifterin spielt speziell in meinem Ansatz eine große Rolle. Dort steckt einfach schon so viel wertvolle und gut nutzbare Vorarbeit drin, dass viele Fragen rund um die Veränderung direkt beantwortet werden können.

„Marke ist für mich Leitbild und Management-Tool in einem.“

Die bewährten Change-Management-Grundsätze und -Methoden nutze ich in meinem Ansatz übrigens genauso wie alle anderen auch.  Zum Beispiel die Definition von KPI und damit die Messbarkeit von Erfolg sowie ein strukturierter Kommunikationsplan gehören also auch bei mir unbedingt mit in die Change-Begleitung.

Ich fasse meinen Ansatz hier abschließend nochmal kurz als Formel zusammen:
Experience Design + Marke + Change-Management = Change Experience (ChX).

Vielen Dank, Stefani, für dieses offene, inspirierende und bereichernde Gespräch.

Dein Ansatz der Change Experience öffnet neue Perspektiven, die ich unbedingt weiter vertiefen möchte, mit Hilfe deiner Vorträge, Artikel und hoffentlich bald auch in einer gemeinsamen Zusammenarbeit. Ich freue mich auf unser erstes gemeinsames Projekt und darauf, Veränderung neu zu denken und erlebbar zu machen.

Über Stefani Rohrbeck

Portraitfoto von Stefani Rohrbeck - Dozentensetting

Stefani Rohrbeck / Change Agentin

Stefani vereint gleich mehrere Disziplinen: Sie ist

  • Kauffrau,
  • Designerin und
  • Change Agentin.

Ihre Mission ist es, Unternehmen als klar positionierte Marke zukunftsfähig aufzustellen. Sie kombiniert strategisches Wissen mit Kreativ-Know-How und sorgt dank ihrer umfangreichen Führungserfahrung für positive Brand & Change Experience.

Mehr über Stefani und ihrem Ansatz gibt’s unter stefanirohrbeck.de und change-experience.de.

 

 

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